Was sind Stolpersteine, für wen werden sie verlegt? Wer, welche Gruppen und warum wurde von den Nationalsozialisten verfolgt und ermordet? Und was hat das mit der heutigen Situation von Menschen mit Beeinträchtigungen in der Gesellschaft und der allgemeinen politischen Lage im Land zu tun?
Zum Austausch und Diskussion über diese und etliche weitere Fragen hatte der Initiativkreis „Stolpersteine“ des Fördervereins Alte Synagoge am 18. April, in die Alte Synagoge Einbeck, eingeladen. Die Veranstaltung fand im Vorfeld einer Verlegung von neun Stolpersteine in Einbeck statt.
Der Vorsitzende des Fördervereins, Frank Bertram eröffnete den Abend mit einer allgemeinen Einführung zu dem europaweiten Stolperstein-Projekt von Gunter Demnig. Im Anschluss verschaffte Dr. Klemens Wedekind, Referent der Geschäftsführung aber eben auch Historiker, allen Anwesenden einen kurzen wie präzisen Über-blick zu den Themen „nationalsozialistische Opfergruppen“, „NS Euthanasiemorde“ (auch Aktion T4) sowie „Anerkennung der Opfergruppen“. Aufgrund der irrationalen Rassenideologie des NS wurden rund 350.000 Kinder und Erwachsene mit körperlichen, geistigen und psychischen Beeinträchtigungen systematisch verschleppt und ermordet. Anknüpfend an die erschütternden Fakten schlugen Dr. Dietrich Borchardt, Vorstandsvorsitzender des Vereins Lebenshilfe Einbeck, und Ditmar Hartmann, Geschäftsführer der HWW, den Bogen zur heutigen Situation von Menschen mit Beeinträchtigungen. Beide kamen zu dem Schluss: Politik und Gesellschaft sprechen zwar häufig über Inklusion, aber es werde nur wenig in Bezug auf Teilhabe umgesetzt. Inklusive Veranstaltungen, wie die HWW Zukunftsdialoge, die einen Dialog ermöglichen und fördern, gibt es noch zu wenige. Ab-schließend informierte Dr. Elke Heege vom Förderverein Alte Synagoge alle Anwesenden über das Schicksal politisch Verfolgter in Einbeck zwischen 1933 und 1945. Carl Phillip Nies, Leiter des Stadtmuseums Einbeck, moderierte die anschließende offene Diskussion. Vor dem Hintergrund der aktuellen politischen Lage wurden viele der angesprochenen und weiterführende Frage intensiv diskutiert. Im Ergebnis einigte man sich darauf, dass es sehr wichtig ist wachsam und auch offen zu bleiben sowie Begegnungen und Dialoge anzubieten und zu pflegen.
Die Verlegung von neun Stolpersteinen an acht Orten erfolgte am Samstag, den 20.04.2024 in Einbeck. Insgesamt liegen nun 61 Stolpersteine in Einbeck und einige weitere werden im Laufe des Jahres noch dazukommen. Aufgrund der positiven Resonanz und Bedeutung des Themas hat der Initiativkreis angekündigt, auch die nächste Verlegung mit einem Informationsabend und Einladung zum offenen Austausch zu begleiten.